Erstmals wurde im Jahr 2022 der „Föhrer Lyrik-Preis“ ausgeschrieben und vergeben. Eingereicht werden konnten Gedichte mit inhaltlichem Bezug zur Insel Föhr.

Am Wettbewerb teilnehmen konnten alle, die Freude an Gedichten und am Schreiben von Kurzgeschichten haben.

Mit dem Föhrer Lyrik-Preis sollen unter Berücksichtigung der thematischen Verknüpfung zur Insel die Eigenständigkeit und Innovationskraft, die sprachliche Qualität und Präzision sowie die inhaltliche Tiefe der eingereichten Gedichte gewürdigt und gefördert werden.

Eine vierköpfige Jury unter dem Vorsitz des Lyrikers Peter M. Röhm (Föhr, Bilder und Gedichte, 2019) bewertete die Einsendungen.

1. Platz

Lichterlachen

von Verena Liebers

 

Wie viel Licht hat sich an das Watt

verschwendet? So weit gespannt, ein

blassblauer Hauch, milde lockend

bis das Meer entschwindet und selbst

im Dunkel der Nacht noch, Silber,

 

das auf dem Wasser liegt, Sterne

sind still hinein gefallen, nass

mit ihren Spitzen zum Tanzen

angetreten, Walzerwellen

necken die See bis sie lacht und

 

dann ist das Leuchten in allem,

Lichterkitzeln liegt in der Luft.

2. Platz

In den Weiten

von Muriel Anouk Günther

Innehalten. Für einen Moment dem Alltag entschwinden, wie ein Kind, das ohne Ziele, ohne Plan, des Sommers zarten Arm nimmt und mit ihm um die Wette läuft.
Heimat - eine Insel in der Nordsee, so schön wie das Bild eines Künstlers - gemalt mit Farbe und Pinsel.
Ich möchte die Erde wieder atmen hören, den Puls der Welt unter meinen Zehen spüren.
Ich möchte mich strecken, in den Himmel greifen, unter einem sternenbedeckten Zelt den Atem anhalten.
In den Weiten möchte ich fahren, möchte leben, möchte atmen.
Ich möchte malen, wie der Künstler sein Bild.
Möchte malen die Wiesen, das Grün und das Gelb.
Wie das Wasser den Horizont küsst mit blauen Lippen.
In regem Gelüst möchte ich laufen, schreien, wie die Möwen.
Auf stillen Pfaden, in den sommerlich duftenden Straßen.
Möchte warten am Strand und stundenlang aufs Wasser sehen.
Und dann am Abend ein glutroter Ball, getunkt in ein Indigoblau.
Ein kühler Wald, die Luft schwül und rau.
Im Apfelgarten unter einem Dach aus Blättern sitzen, die die matten Sonnenstrahlen auf den Tischen tanzen lassen.
In der Kirche ein klangvolles Lied, das mir Zeit zum Nachsinnen bietet.
Ein mild süßer Wind, der beim Abendspaziergang die Zweige wiegt und ich bin mitten drin, wie ein Kind - In der Freude der Insel, in der Freude des Lebens, in der Freude des Sommers.

3. Platz

Weißt du noch...

von Tina Schlegel

 

Abendstimmung

Das Blau des Wassers,

Fiel in das Blau deiner Augen,

Trug den Sand zu vieler Gedanken

Hinfort. Bis an den unsichtbaren

Strich hinter dem Horizont,

Der das Blinken des Leuchtturms

Auf uns zurückwarf.

 

Gemeinsam

Wind fuhr durch strähnige Haare,

Salzig schmeckten die Küsse

Am Ufer dieser Insel, die zu

Umrunden uns einen Tag gekostet

Hätte. Jedoch gestrandet waren wir

Mit Sand zwischen den Zehen,

Verliebte Robben im Blick.

 

Wehmut

Wer wird kommen, wer gehen?

Wohin ziehen die Möwen, die Märchen

Der alten Ritter von Borgsum,

die Räder der Touristen, wenn der

Sommer vorbei ist? Wir bleiben.

Unsere Erinnerungen werden zu

Findlingen für Goting Kliff.

 

Abschied