Der Föhrer Lyrik-Preis 2024

zum Thema Insel und Frauen

Zum dritten Mal wurde  2024 der „Föhrer Lyrikpreis“ – in besonderer Erinnerung an die Föhrer Lyrikerin Stine Andresen, die in diesem Jahr 175 Jahre alt geworden wäre – ausgeschrieben und vergeben. Eingereicht werden konnten Gedichte mit Bezug zur Insel Föhr. Ausdrücklich erwünscht war eine inhaltliche Orientierung der Gedichte an dem diesjährigen Thema „Insel und Frauen“.

Eine vierköpfige Jury unter dem Vorsitz des Lyrikers Peter M. Röhm bewertet die Einsendungen und wählt drei Gedichte aus, die mit einem Preis ausgezeichnet werden sollen:

 Mit ihrem Gedicht „Sommerkinder“ traf die Föhrerin Henrike Fürstenberg den Nerv des Premierenpublikums und wurde beim Live-Voting auf den ersten Platz gewählt. Christian Engelken („Stine Andresen“) und Robert Kleih („Tanz und Tracht“) belegten die Plätze zwei und drei.

Mit dem Föhrer Lyrikpreis sollen unter Berücksichtigung des thematischen Bezugs zur Insel die Eigenständigkeit und Innovationskraft, die sprachliche Qualität und Präzision sowie die inhaltliche Tiefe der eingereichten Gedichte gewürdigt und gefördert werden.

1. Preis

Föhrer Sommerkinder - Henrike Fürstenberg

Winterverhangen. Kristallbehaucht. Vor der blinden Fensterscheibe
beugt der Schnee die schlafenden Zweige.
Ein letzter Kuss und letzter Duft – ihr stummes Gebet
dringt durch die Scheibe empor in den
tief behangenen Himmel. Er geht. Zur See. Allein.

Sturmwind rennt. Irr peitschen Zweige. Wind jagt die blattlosen Bäume.
Tropfen jagen und rinnen und rennen die Scheibe hinab. Es braust.
Es tönt. Er kommt! Heute. Kommt morgen. Gewiss.
In ihrem Schoß
hebt warm sich still schlafend der Säugling im Atem der See.

2. Preis

Stine Andresen - Christian Engelken

Ihr liebes Föhr
Verließ sie selten.
Sie hatte ein Gehör
Für Zwischenwelten.
 

Auf ihrem Sein
Lag mancher Schatten.
Sie registrierte fein
Den Klang der Watten.
 

In ihrer Welt
Gab’s noch den Müller.
Das Meer war laut gestellt,
Denn rings war’s stiller.
 

Sie trug noch Tracht
In vielen Fällen.
Sie hat noch nach-gedacht
Den kleinsten Wellen -
 

Um von dem Klang
Sich zu ernähren:
Man kann das Meer oft lang,
Wenn’s ebbt, noch hören…
 

Dann nahm der Krieg
Ihr ihre Bühne.-
Es ist ein Weg in Wyk
Benannt nach Stine.

3. Preis

Tanz und Tracht - Robert Kleih

Sie dreht sich im Kreis, es schwingt der Pei,
Sie drehen sich ein, und aus und herum,
herum, ein Stück, ein Schritt, ein Schritt,
Glaube und Liebe und Hoffnung die fliegen
strahlend vorbei.
Herum, zur Mitte
zu viert und zu acht
gemeinsam
es löst sich
der Kreisel
es klatschen
die Hände
es wippen die Knöpfe
es schwingt der Pei –
Glaube und Liebe und Hoffnung die wirbeln
direkt vorbei.